Die Proskriptionen nach der Ermordung Julius Caesars

Mit der Proskription wurde der Name des Geächteten auf eine öffentliche Liste gesetzt. Er veror alles, Ansehen, Geld, Haus und Hof und sein Leben.

 

Auch das zweite Triumvirat (ab 43 v. Chr.) nutzte das Instrument der Proskription im Bürgerkrieg gegen die Mörder Caesars. Wenigstens 200 Senatoren, unter ihnen der römische Staatsmann und Philosoph Cicero (*106,†43 v. Chr.) und 2.000 Patrizier, wurden ermordet.

 

Viele der rund 60 Verschwörer verdankten Caesar viel, manche auch ihr Leben. Denn auch Männer wie Gaius Cassius Longinus, die im Bürgerkrieg gegen ihn gekämpft hatten, waren anschließend in Gnaden wieder aufgenommen worden. Aber sie mussten erkennen, dass ihnen die politischen Möglichkeiten, für die sie im Grunde ja lebten, nach Caesars Triumph für immer genommen waren. Der Wettstreit um Ansehen, Ämter und Pfründe, der die Elite des Stadtstaats Rom zum Herrn über ein Weltreich gemacht hatte, war ausgehebelt.

 

Obwohl der vergangene Bürgerkrieg gezeigt hatte, in welch blutigen Dimensionen dieses Ringen mittlerweile ausgetragen wurde, wollten und konnten viele römische Aristokraten nicht von der Vision einer Republik lassen, in der es ihnen freistand, am Spiel um die Macht teilzunehmen. Dem Kern von Caesars Argumentation, dass dies ins Chaos führen würde, sagt der Historiker Martin Jehne, hielten sie das Zerrbild von einer goldenen Vergangenheit entgegen.

 

Zur Metapher für diese alte Republik wurde Marcus Iunius Brutus. Einer seiner Ahnen soll 500 Jahre zuvor an der Beseitigung der verhassten Königsherrschaft in Rom beteiligt gewesen sein. Daher legten viele Verschwörer Wert darauf, dass er das Attentat anführen sollte. Die Fäden im Hintergrund zogen allerdings Cassius und Decimus Iunius Brutus Albinus, bis dahin ein führender Anhänger Caesars.

Dessen Selbstbewusstsein machte es ihnen leicht. Nicht nur, dass er auf seine Garde verzichtete. Neben dem Forum Romanum liess Caesar ein eigenes Forum errichten, das die Gebäude mit den alten Institutionen der Republik buchstäblich in den Schatten stellte. Seine Geliebte, die ägyptische Königin Kleopatra, residierte in einem Palast jenseits des Tibers und gab Roms Aristokraten eine Ahnung davon, wie die Gottkönige des hellenistischen Ostens ihre Herrschaft inszenierten.

 

Zum Hass kam Naivität. Die Verschwörer wollten ihren Anschlag als klassischen Tyrannenmord legitimieren. Das bedeutete, dass die Führer der Caesarianer, allen voran der amtierende Konsul Marcus Antonius, am Leben gelassen werden sollten. Während ein Eingeweihter diesen vor der Sitzung in ein Gespräch verwickelte und ablenkte, umringten die übrigen den Diktator und töteten ihn mit ihren Dolchen. Der tödlich Getroffene war Manns genug, sein Gesicht mit der Toga zu verhüllen.

Umgehend zeigte sich, dass der Mord nicht die Republik erneuerte. Anstatt ihren Triumph zu feiern, flohen die Senatoren. Während sich Antonius als erfahrener General die Unterstützung der Caesar-treuen Legionen sicherte, mussten die Verschwörer bald um ihr Leben fürchten. Aus den folgenden Bürgerkriegen sollte Caesars Grossneffe und Erbe Octavian als Sieger hervorgehen.

 

Er begründete das Prinzipat, die Herrschaft des einen Mannes, der allerdings nicht mehr als allmächtiger Diktator, sondern hinter den Fassaden der alten Republik das Imperium lenkte.